Neuronale Steuerung – was man auch als Laie darüber wissen sollte (Auswahl)
Den Begriff „Neuronale Steuerung“ habe ich bei Robert Schleip in seinem Buch „Faszienfitness“
das erste Mal gelesen. Dank hier noch mal an Frau Dr. med. Anne Bettina Ermel, die mir dieses Buch aus der Handbibliothek in ihrer
Praxis ausgeliehen hatte. Sowohl Schleip als auch Ermel trauen den Patient*innen zu, Zusammenhänge, die ihren Körper betreffen,
zu verstehen, selbst wenn sie mit lateinischen Fachbegriffen versehen sind.
In diesem Buch geht Schleip auf die neuronale Steuerung in den Faszien ein, die weit umfangreicher ist als die Steuerung
zwischen Gehirn und Muskelendplatte. Wenn ich die Literatur dazu richtig verstanden habe, so wird die gesamte Steuerung unter
dem Begriff „Neuronale Steuerung“ zusammengefasst. Dem werde ich in meinen Darstellungen nicht folgen. Die Begründung
ist ganz einfach: Die neuromuskuläre Steuerung ist von der Funktionsweise der Verbindungen zwischen Gehirn und Muskelendplatte
abhängig. Wenn wir also beispielsweise den Bizeps bewusst anspannen, dann geschieht das zwischen Gehirn und Muskelendplatte, also
mit der neuromuskulären Steuerung.
Die Vernetzung zwischen all den Muskeln sowie zwischen dem Bewegungsapaprat und den inneren Organen erfolgt über die Faszien.
Nachdem ich darüber immer wieder nachgedacht, einiges ausprobiert und Menschen mit unterschiedlichsten Beschwerden des Bewegungsapparates
beobachtet habe, verwende ich den Begriff „neuronale Steuerung“ nur für die Faszien.
Das wird sich dann in den dazu an dieser Stelle im Laufe der nächsten Monate vorgesehenen Artikeln niederschlagen.
Lassen Sie sich überraschen.
Bewegungsmuster festigen durch Gehen, Laufen, Hüpfen, Tanzen
Bewegungsmuster festigen durch Gehen, Laufen, Hüpfen, Tanzen
Betroffenen mit Dysplasiehüfte wird grundsätzlich empfohlen, Bewegung ja, doch nicht zu viel und manches sollte
man besser meiden, anderes nur sehr spärlich ausüben! Einige sportwissenschaftliche Einrichtungen haben dazu
ausführliche Hinweise nach verschiedensten Sportarten differenziert erarbeitet. Das ist gegenüber
früheren Jahren immerhin schon eine Verbesserung, da der Sportunterricht für Leute mit Dysplasiehüfte
oftmals im Latte auflegen bestand, ihren Körper konnten sie dabei jedoch nicht ausreichend trainieren. Es zeugt
aber dennoch davon, dass man dabei einen ganz wesentlichen Aspekt des körperlichen Trainings vollkommen außer
acht lässt – das Training der Bewegungsmuster.
Da muss ich wieder einmal das Erlernen von Instrumenten als Beispiel bringen. Wenn man ein Instrument erlernt,
geht es ein wenig auch um mehr Kraft, wesentlich ist jedoch die Fingerfertigkeit und das automatisierte Spielen von
Tonfolgen. Automatisiert heißt nichts anderes, als dass das Gehirn eingeübte Fingerbewegungen in ihrem Ablauf so
gespeichert hat, dass sie einfach da sind. Das heißt, das die intra– und die intermuskuläre Steuerung
der Muskeln aller Finger einer Hand und beider Hände so viele Impulse bekommen haben, dass die Abfolge des
Einsatzes der Finger „sitzt“. Und jeder Instrumentalschüler weiß, das heißt üben,
üben, üben. Und das jeden Tag aufs Neue. Und auch wenn man älter und beruflich als Musiker tätig
ist, muss man üben, üben, üben. Die Dauer weicht sicherlich bei allen etwas voneinander ab. Doch jeder
Instrumentalist wird bestätigen, dass er sich jeden Tag auch erst einmal wieder durch Fingerübungen
verschiedensten Schwierigkeitsgrades einspielen muss, bis die Stücke wieder so gut wie am Vortag klappen. Das
heißt, nach Verlauf von wenigen Stunden sind einige Bewegungsmuster schon wieder etwas erblasst, da die
neuromuskuläre Steuerung zu wenig Impulse bekommen hat.
Warum nun sollte das bei den Muskeln, die man zum Gehen benötigt, anders sein? Das wäre sehr
unlogisch, also ergibt sich daraus: Auch die Bewegungsmuster der Muskeln, die den Körper bei jedem Schritt
richtig abstützen, brauchen eine relativ hohe Impulsmenge, damit die Bewegungen normal ablaufen können – die
DAK hat 8.000 bis 10.000 Schritte täglich empfohlen. Während der Zeit des Muskelaufbaus sind es wahrscheinlich
noch viel mehr Schritte.
So, nun die Frage: Wie vereinbart sich das mit der Vorgabe, dass ein junger Mensch mit Dysplasiehüfte nur
400 m Ausdauerlauf machen darf. Ich meine: Überhaupt nicht! Jetzt im Nachhinein kann ich zum Beispiel mein
Körpergefühl deuten, das ich als junge Frau beim Joggen hatte: Immer erst nachdem ich ca. 700 Meter gelaufen
war hatte ich das Gefühl, einen harmonischen Laufstil zu haben. Auch beim Gehen fühlte ich mich wohler als
ohne dieses Joggen. Ähnliches hatte ich beim Tanzen beobachtet – je mehr ich getanzt hatte, umso leichter
fielen die Tanzbewegungen.
Es wäre an der Zeit, solchen Erfahrungen durch wissenschaftliche Arbeiten auf die Spur zu kommen. Den
jungen Menschen mit Dysplasiehüfte würde es helfen, späteren Beschwerden vorzubeugen und auch für
ältere wäre es zur Planung ihrer Aktivitäten nützlich.
ST01 (ehemals A/D7) © by Henriette van der Wall, 19. August 2009, Alle Rechte vorbehalten
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Letzte Änderung: 01.09.18