Zu weiteren Themen – Hinweise und Überlegungen zu Beschwerden im Bewegungsapparat und was Sie durch eigenes Üben selbst tun können



H34 – 13.09.19: Hüftstreckung bewirkt Kniestreckung – eine Betrachtung aus seitlicher Position    –    weiter

H33 – 19.02.17: Visualisierung des Gangbildes per Video ist möglich und notwendig    –    weiter

H32 – 14.01.17: Wie lange man täglich üben sollte und warum    –    weiter

H31 – 03.01.17: Was bringt das nach dem Einsatz einer Endoprothese empfohlene aktive Hüftgelenktraining?    –    weiter



In Vorbereitung sind folgende Hinweise und Überlegungen





H34: Hüftstreckung bewirkt Kniestreckung – eine Betrachtung aus seitlicher Position


Dazu habe ich unter H6 auf dieser Seite bereits einmal etwas geschrieben. Das möchte ich hier anhand von Fotos ergänzen. Dazu sehe ich mich veranlasst, weil der mechanische Zusammenhang zwischen Hüft– und Kniestreckung nach wie vor nicht im Fokus ist. Mechaniker werden ja auch nicht gefragt. Anhand der folgenden Fotos kann man das deutlich erkennen:

SachverhaltLeichte Hüft– und Kniebeugung linke Seite Hüft– und Kniestreckung linke Seite
Bildliche Darstellung
linke Seite
Foto 1: Linke SeiteFoto 2: Linke Seite

Was passiert?
Man erkennt deutlich, dass die hinteren Oberschenkelmuskeln nicht gespannt sind, das linke Bein locker dasteht. Man erkennt deutlich, dass die hinteren Oberschenkelmuskeln gespannt sind.
Was bewirkt das?Die linke Hüfte und das linke Knie sind leicht gebeugt. Die linke Hüfte ist gestreckt und – siehe da! – auch das linke Knie ist gestreckt.
FazitWenn die hinteren Oberschenkelmuskeln des linken Beines locker sind, dann sind sowohl Hüfte als auch Knie auf der linken Seite gebeugt. Das Anspannen der hinteren Oberschenkelmuskeln bewirkt gleichzeitig eine Hüft– und Kniestreckung.
SachverhaltLeichte Hüft– und Kniebeugung rechte Seite Hüft– und Kniestreckung rechte Seite
Bildliche Darstellung
rechte Seite
Foto 1: Rechte SeiteFoto 2: Rechte Seite

Was passiert?
Man erkennt deutlich, dass die hinteren Oberschenkelmuskeln nicht gespannt sind, das rechte Bein locker dasteht. Man erkennt deutlich, dass die hinteren Oberschenkelmuskeln gespannt sind.
Was bewirkt das?Die rechte Hüfte und das rechte Knie sind leicht gebeugt. Die rechte Hüfte ist gestreckt und – siehe da! – das rechte Knie ist gestreckt.
FazitWenn die hinteren Oberschenkelmuskeln des rechten Beines locker sind, dann sind sowohl Hüfte als auch Knie auf der rechten Seite gebeugt. Das Anspannen der hinteren Oberschenkelmuskeln bewirkt gleichzeitig eine Hüft– und Kniestreckung.


Wir können also festhalten:
Damit haben wir eine wesentliche Ursache für Knieprobleme gefunden, weil die beim Gehen wirkenden Kräfte durch das nicht richtig gestreckte Knie falsch abgeleitet werden und dadurch Beschwerden verursachen.

Lassen sie sich nichts anderes einreden! Eine mechanische Fehlbelastung muss zu Beschwerden führen! Keine Maschine würde so funktionieren, auch kein Auto würde so fahren! Nur der Mensch kompensiert so lange, bis nichts mehr geht.

Diese mechanische Fehlbelastung kann über einen längeren Zeitraum auch zu einer mechanischen Fehlbelastung der Hüfte führen. Das muss alles nicht sein, man kann das durch zwei einfache Übungen bereits wirkungsvoll verbessern. Entsprechende Übungen sind in Vorbereitung und werden auf dieser Seite unter „Einige Übungen für die Hüfte und die Knie“ erläutert.

© by Henriette van der Wall, 13. September 2019, Alle Rechte vorbehalten





H33: Visualisierung des Gangbildes per Video ist möglich und notwendig


Kommt man mit Hüft–, Knie– oder Rückenbeschwerden zum Arzt, werden einige Beweglichkeitstests gemacht, Röntgenaufnahmen veranlasst und Physiotherapie verordnet. Keine gängige Praxis sind Videoaufnahmen, auch heute noch nicht. Man kann also selbst nicht sehen, was alle anderen sehen: Wie man geht. Man hat also keine Vorstellung davon, was man falsch macht und was man ändern sollte. Von den Physiotherapeuten bekommt man manchmal ein paar Hinweise dazu, anfangen kann man damit jedoch nur wenig, eben weil man sich selbst nicht sieht.

Wenn man bedenkt, dass es beim Leistungssport, zum Beispiel dem Eiskunstlaufen, seit Ende der 50er Jahre übliche Praxis war, beim Training zu filmen, um anschließend fundiert Fehler und Richtiges auswerten zu können, dann fragt man sich schon, warum ein solches Verfahren 60 Jahre später noch immer keinen Eingang in die Physiotherapie gefunden hat.

Dabei wäre das angesichts der technischen Möglichkeiten nun überhaupt kein Problem mehr – die kleinen handlichen digitalen Kameras verfügen seit Jahren über diese Funktion. Die betroffenen Patienten könnten sich ihr Gangbild in aller Ruhe und wiederholt anschauen. Sie könnten die unterschiedlichen Fehler und Ursachen ihres merkwürdigen Gangbildes erkennen und, mit den Hinweisen der Physiotherapeuten versehen, an dessen Verbesserung arbeiten.

Da sehr viele Menschen über Computer verfügen oder einen relativ einfachen Zugang dazu haben, könnten sie sich die Videos überspielen – auf den größeren Bildschirmen könnten sie Details besser erkennen und beim Üben berücksichtigen. So war es für mich während der Reha im Frühjahr 2016 sogar sehr wichtig, endlich zu sehen, was mein Bewegungsapparat nicht konnte beziehungsweise falsch macht und woran ich arbeiten muss. Die Berücksichtigung dieser Faktoren war bereits zum Ende der Reha-Maßnahme sehr deutlich zu erkennen.

Eine solche Chance sollten alle bekommen – in der ambulanten und in der stationären Therapie, Und zwar als gängige Praxis und nicht als zusätzliche Maßnahme auf besonderen persönlichen Wunsch, wie bei meiner Person.

© by Henriette van der Wall, 19. Februar 2017, Alle Rechte vorbehalten





H32: Wie lange man täglich üben sollte und warum


Manchmal werde ich gefragt, wie ich denn die auf dem Röntgenbild von 2012 sichtbare Verbesserung der Situation im Hüftgelenk hinbekommen und damit den Verschlechterungsprozess umgekehrt habe. Die Antwort lautet:

Ich habe meine Erfahrungen vom Klavierüben beim Training meines Stützsystems angewendet. Sie bestehen darin, täglich auf jeden Fall so viel zu üben, dass man das, was man am Vortag zum Übungsende konnte, wieder genau so gut wie am Vortag kann und sich möglichst ein klein wenig Neues erarbeitet. Dabei spielen Anzahl der Wiederholungen, Gleichmäßigkeit und Harmonie, Leichtigkeit sowie Tempo eine Rolle. Eine 3/4 Stunde Übungsdauer ist dann erfahrungsgemäß am unteren Rand. Wohlgemerkt, wenn man jeden Tag etwas Neues dazulernen möchte. Je nach dem Ausmaß des Defizits in Muskulatur, Faszien und neuronaler Steuerung und damit der Anzahl der Übungen benötigt man also wahrscheinlich eine Zeitdauer von einer 3/4 Stunde bis zu mehreren Stunden täglich.

Das heißt, mindestens 20 Minuten brauchen Muskeln, Faszien und neuronale Steuerung, um das bislang Geübte, womit man am Vortag aufgehört hat, wieder zu können. Dann brauchen sie eine Weile, um das zu Lernende zu begreifen und zu stabilisieren, vermutlich auch mindestens 20 Minuten.

Angenommen, es gibt nur geringfügige Probleme, da recht frühzeitig nach dem Erkennen des Problems mit dem systematischen Üben begonnen werden kann, dann empfiehlt es sich, es auch mit einer 3/4 Stunde täglich zu versuchen. Nach 7 bis 10 Wochen sollte man Bilanz ziehen. Stellt man fest, dass man im Ergebnis das Defizit ein wenig abbauen konnte, dann ist der gewählte Zeitrahmen günstig. Ist man mit dem Ergebnis zufrieden, dann macht man so weiter. Reicht einem das doch nicht ganz, dann empfiehlt es sich, täglich etwas länger zu üben, vergleichbar einem Instrumentalisten, einem Balletttänzer, einem Akrobaten oder einem Leistungssportler .

Diese Vergleiche mit anderen Gebieten ermöglichen einem zu verstehen, dass man mit einem solchen Problem, also einem kumulierten Defizit in Bewegungsmustern und Muskeleinsatz, nicht etwas Neues erfinden muss, sondern auf langjährige Erfahrungen aus den genannten Gebieten zurückgreifen kann. Denn für Muskeln, Faszien und neuronale Steuerung ist es relativ gleichgültig, ob man etwas wieder lernen muss, was man vor langer Zeit vielleicht schon mal recht gut konnte, oder ob man ihnen etwas Neues beibringt. Leider macht man das in der Physiotherapie nicht. Ich musste mich mit meinem Übungsansatz gegen Widerstände regelrecht durchsetzen. Als die gewünschten Ergebnisse irgendwann eintraten, sprachen einige Mediziner von „Wunder“, anstatt mich zu fragen, wie ich das Ergebnis erreicht hatte.

© by Henriette van der Wall, 14. Januar 2017, Alle Rechte vorbehalten





H31: Was bringt das nach dem Einsatz einer Endoprothese empfohlene aktive Hüftgelenktraining?


Eine Kursteilnehmerin zeigte mir ein Blatt mit Übungshinweisen, das sie nach dem Einsatz einer Endoprothese erhalten hatte. Ich habe die Übungen einzeln herausgeschnitten und zwei davon bislang kommentiert.



Abbildung 1 aus dem Merkblatt aktives Hüftgelenktraining Kommentar
Diese Übung kann man im Liegen und im Stehen durchführen.
Im Liegen wird demzufolge formuliert: „die Kniekehle gegen die Unterlage pressen“. Im Stehen heißt es „das Knie durchdrücken“. Beide Formulierungen orientieren auf das Kniegelenk. Dabei wird vergessen, dass ein Gelenk lediglich eine bewegliche Verbindung zwischen zwei Körpern ist und allein überhaupt nichts kann. Das musste ich selbst erleben. So hatte ich mein rechtes Knie niemals richtig gestreckt. Nach einer Knie-Operation war mir deshalb bereits im Jahr 1986 gesagt worden, ich sollte das Knie durchdrücken. Ich dachte in der Folge oftmals beim Gehen daran, gebracht hatte es nichts - das Knie war auch nach mehr als 15 Jahren nicht gestreckt, es muckerte immer wieder.
Ich suchte also nach einer Lösung. Dazu ertastete ich die rückwärtige Beinmuskulatur auf der linken Beinseite, wo das Knie nicht muckerte und auf der rechten Beinseite und fand eine Ursache: Links waren Muskeln zu spüren, rechts fühlte es sich an wie Pudding. Also begann ich, die rückwärtige Beinmuskulatur auf der rechten Seite zu trainieren und konnte so allmählich den Oberschenkel nach hinten ziehen und damit die Hüfte strecken, wodurch das Knie automatisch mit nach hinten gezogen, also ebenfalls gestreckt wurde. Das Knie hat sich weitgehend beruhigt.


Fazit: Die Wirkung auf das Hüftgelenk ist bestenfalls indirekt.






Abbildung 2 aus dem Merkblatt aktives Hüftgelenktraining Kommentar
Diese Übung kann man im Liegen, im Stehen und auf einem Stuhl sitzend durchführen.
Mit der Formulierung „Fußspitzen heranziehen“ orientiert man auf die Füße. Dabei geht es eigentlich um die Muskeln, die vorn auf den Oberschenkeln liegen. Deren Anspannen und Lockern bewegt die Kniescheibe bei jedem Schritt. Damit wird die Produktion der „Gelenkschmiere“ angeregt. Das ist wichtig, um Reibungen zu minimieren und Abnutzung im Gelenk vorzubeugen. Diese Übung ist demzufolge für alle diejenigen wichtig, die Knieprobleme haben.
Knie– und Hüftprobleme treten oftmals gekoppelt miteinander auf. Daraus leiten viele Orthopäden leider ab, dass Hüftprobleme immer auch Knieprobleme nach sich ziehen (müssen).
Das stimmt so nicht. Wie ich bereits zu Abb. 1 beschrieben habe, konnte ich die Knieprobleme durch das richtige Üben vermindern, ganz unabhängig davon, ob die Hüfte Beschwerden verursachte oder nicht.
Ebenso wie die hinteren, muss man bei Kniebeschwerden auch die vorderen Oberschenkelmuskeln trainieren. Aber nicht durch Orientierung auf die Füße, denn das bringt keine Stimulierung für die vorderen Oberschenkelmuskeln. Sie bleiben genauso inaktiv wie ohne diese Übung.
Erst die klare Orientierung des Denkens auf das wiederholte Anspannen und Lockern der vorderen Oberschenkelmuskeln bringt das gewünschte Ergebnis. Außerdem ist es günstig, dabei die Handinnenfläche auf den außen seitlich spürbaren Muskelbauch zu legen – durch den Tastsinn werden die Kontraktionen intensiver.


Fazit: Die Wirkung auf das Hüftgelenk ist auch hier bestenfalls indirekt.



Abbildung 3 aus dem Merkblatt aktives Hüftgelenktraining Kommentar
Diese Übung wird im Liegen ausgeführt.

Mit dieser Anleitung hier wird auf Spannung in der Hand / im Arm orientiert. Was das bewirken soll, erschließßt sich mir nicht.

Ich kann mir aber vorstellen, dass bei dem angebeugten Bein die vorderen Oberschenkel–Muskeln gestärkt und beim gestreckten Bein gedehnt werden sollen.

Das wäre auch wichtig, weil man bei Hüftbeschwerden oftmals Ausgleichs–Bewegungen macht, wodurch sich die vorderen Oberschenkel–Muskeln verkürzen oder die Knie nicht richtig angehoben werden.
Mit dieser Übung können die vorderen Oberschenkel-Muskeln gekräftigt und ihrer Verküfrzung vorgebeugt werden. Dazu wäre es jedoch sinnvoll, das deutlich zu sagen und richtig anzuleiten:

Beim angebeugten Bein werden die vorderen Oberschenkel-Muskeln angespannt, die Spannung 5 sec. gehalten. 10 mal wiederholen.

Gleichzeitig dazu wird das gestreckte Bein mit den hinteren Oberschenkel-Muskeln zur Unterlage gezogen. Die Spannung wird ebenfalls 5 sec. gehalten. 10 mal wiederholen.

So hätte man gleichzeitig auch die Koordinierung beider Beine in ähnlicher Weise geüfbt, wie sie beim Gehen vorkommt.


Fazit: Auch hier ist die Wirkung auf das Hüftgelenk bestenfalls indirekt.

Quelle für Abb. 1, 2 und 3: Dr. med. Norbert Moos, Arzt für Orthopädie und Rheumatologie, Chefarzt der orthopädischen Abteilung am St.–Josef–Hospital, Hermannstraße 37, 53225 Bonn

© by Henriette van der Wall, 03., 15. und 16.Januar 2017, Alle Rechte vorbehalten

Weitere Abbildungen mit Beschreibungen und Kommentaren folgen in den nächsten Wochen.




Hinweise und Überlegungen zu Beschwerden im Bewegungsapparat und
                   was Sie durch eigenes Üben selbst tun können    1   2   3


Weitere Ausführungen dazu finden Sie unter    www.hueftprobleme.net

Wenn Sie mit mir zu diesen oder ähnlichen Problemen Kontakt aufnehmen möchten, dann können Sie mir unter    h-vdw@gmx.net   eine eMail schicken.


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19.02.17